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Bericht aus Ecuador

Weltweit sehen wir die Not von vielen Millionen Kindern, die unterhalb der Armutsgrenze leben – Kinder die meistens ohne Bildung und familiäre Versorgungsmöglichkeiten auf der Straße leben oder enden. Von dieser Not bewegt wussten wir, wir müssen da starten, wo wir einen konkreten Ansatzpunkt haben. Diesen Ansatzpunkt hatten wir durch die persönlichen Kontakte von unserem Vereinsmitglied Josefine Flores A. nach Ecuador in die Stadt Riobamba, mitten in den Anden. Wie in vielen anderen ländlichen und städtischen Gegenden Südamerikas begegnet uns auch in der Stadt Riobamba eine erschütternde Armut, von der besonders auch Kinder betroffen sind. Unser großer Traum von Anfang an war es, eines Tages dort ein Waisenhaus zu betreiben. Im Oktober 2008 reiste Josefine Flores A. deshalb auf eigene Kosten nachEcuador, um Kontakte vor Ort zu knüpfen und um das Projekt vor Ort voranzutreiben. Im Dezember reisten auch Thomas Herrmann und Kurt Pletsch als Vorsitzende von Immanuel International nach Ecuador, um sich ein Bild zu machen und um zu sehen, welche Möglichkeiten es in der Zusammenarbeit mit lokalen Organisationen geben würde. Schon bald war klar, dass es eine gute Zusammenarbeit sowohl mit Einzelpersonen als auch mit sozial tätigen Organisationen wie z.B. Kirchengemeinden geben würde. Eine Kirchengemeinde veranstaltete z.B. regelmäßig ein Kinderprogramm mit anschließendem Essen für Kinder aus einem Armenviertel. Das konnten wir als erstes Projekt fördern und unterstützen. Mittlerweile führt die Kirchengemeinde dieses Projekt komplett eigenverantwortlich weiter.

Ein Grundstück für das Waisenhaus

Aber nun gab es da noch das Grundstück, dass uns für den Bau eines Waisenheimes gespendet werden sollte. Die 3600 m² befanden sich bereits seit 1986 in den Händen des Besitzers (urkundlich beglaubigt), aber wir ahnten nicht, dass die Übertragung des Grundstückes auf den Verein regelrecht erkämpft werden musste. Für alle scheinbar unbegreiflich, verzögerte sich der Prozess ständig. Ein zuständiger Sachbearbeiter bei den Behörden wusste trotz mehrmaliger Besuche nicht Bescheid, forderte mehrfach die Vorlage schon vorgelegter Beurkundungen usw. – uns war bekannt, dass die Bürokratie in anderen Ländern schwierig und sicherlich auch viel komplizierter als in Deutschland sein kann, aber das hier schien nicht mit rechten Dingen zuzugehen. Während wir in Warteposition für die Überschreibung waren, stellten wir fest, dass plötzlich jemand völlig Unbekanntes auf dem Immanuel-Grundstück Baumaterial lagerte und dann begann, Löcher für ein Hausfundament zu graben. Plötzlich schien es einen „neuen Besitzer“ zu geben. Unsere Unterlagen auf dem Bauamt waren angeblich verschwunden. Und ganz nach dem Motto „Wer zuerst baut, der schafft Fakten und dem gehört das Land“ versuchte der „neue Besitzer“, sich das Land unter den Nagel zu reißen. Nach einigem hin und her, konnten wir mit Hilfe des Chefs des Bauamtes dann doch wieder das Recht herstellen. Es stellte sich heraus, dass der zuständige Sachbearbeiter beim Bauamt das Land dem neuen Besitzer „verkauft“ hatte, während er unsere Unterlagen verschwinden ließ. Auch in Ecuador ist derartige Korruption immer noch an der Tagesordnung.

Der Mauerbau

Rechtlich gesehen konnten wir so zwar Klarheit schaffen, trotzdem wollte der „neue (illegale) Besitzer“ des Grundstückes einfach weiterbauen. Diese Art von „illegaler Landnahme“, bei der man Fakten schafft, indem man einfach anfängt zu bauen, ist wohl immer wieder übliche Praxis in Ecuador. Und so mussten wir dringend handeln und eine Mauer rund um das Grundstück ziehen. Denn nur eine solche Mauer legt endgültig fest, dass das Grundstück jemandem gehört. Ein Zaun hätte nicht gereicht, denn selbst den Mauerbau versuchte der neue Besitzer noch zu stoppen, in dem er einen Teil der Mauer wieder einriss. Also begannen wir mit dem Mauerbau. Allerdings stellte uns das vor eine bis dahin nicht geplante Herausforderung. Geld war hierfür bis zum jetzigen Zeitpunkt weder eingeplant noch vorhanden. Das günstigste Angebot für die komplette Mauer mit gutem Fundament auf sandigem Boden und als Umrandung für das gesamte Grundstück lautete auf etwas mehr als $ 20.000 (die Währung in Ecuador ist US-Dollar). Dieses Projekt konnte nur durch den persönlichen Einsatz von Josefine Flores A. verwirklicht werden, die kurzfristig ihr Auto verkaufte und das gesamte Geld in den Bau der Mauer steckte. Jetzt ist es so weit. Das Grundstück gehört mittlerweile offiziell Immanuel Ecuador. Auch ein Tor für die Zufahrt ist bestellt und wird in Kürze eingepasst.

Gesundheitskampagne
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Eine erste inoffizielle Einweihung erlebte dasGrundstück mit einer Gesundheitskampagne. Auf Initiative von Immanuel boten zwei Ärzte medizinische Versorgung für arme Kinder an, dere Eltern sich keine medizinische Versorgung leisten können. Obwohl die Information dafür nur kurzfristig über einen lokalen Radiosender und über Mund zu Mund Werbung weitergegeben wurde, konnten an diesem Nachmittag ca. 80 Kinder kostenlos medizinisch versorgt werden. So wurde z.B. eine Reihe entzündeter Infektionen behandelt und den Familien kostenlos Medizin und Vitamine mitgegeben. Für uns sind solche Aktionen zwischendrin sehr wichtig. Auch wenn wir langfristig die Gründung eines Waisen-Kinderdorfes vor Augen haben, wollen wir doch immer auch zeitnah die Not lindern, wo wir unseren Einfluss geltend machen können.

Vereinsgründung in Ecuador

Ein besonderer Bonus im Hinblick auf unseren Traum, eines Tages ein Kinderheim hier in Riobamba betreiben zu können, war, dass uns ein ideales Grundstück als Spende angeboten wurde. Allerdings war es uns nur schwer möglich, als deutscher Verein in Ecuador rechtskräftig registriert zu werden. So begann ein 8-monatiger Prozess einen wohltätigen ecuadorianischen Verein zu gründen. Mittlerweile ist es geschafft! Heute gibt es die als wohltätig anerk annte Organisation „Fundacion Emanuel“, die wir hier in Deutschland der Einfachheit halber liebevoll „Immanuel Ecuador“ nennen. Der Vorstand dieses neuen Vereins besteht aus Menschen, die ein großes Herz für Arme haben und sich bereits jetzt ehrenamtlich engagieren, die Not zu lindern. Auch Josefine Flores A. ist Mitglied im Vorstand, was uns eine ganz enge Zusammenarbeitermöglicht.

Über diesen Weg einer „Schwesternorganisation“ können wir alle finanziellen Angelegenheiten problemlos regeln.